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Laufberichte

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04.10.2003

Partnerschaftslauf von Sevelen (D) nach Sevelen (CH)
vom 28.09.2003 bis 04.10.2003

742km in 7 Tagen zu Gunsten der Deutschen KinderKrebshilfe

Die Idee

Vor einem Jahr hatte ich, gebürtiger Sevelener, die Idee einen Mehrtagelauf von Sevelen (D) zur Partnergemeinde Sevelen in die Schweiz zu laufen. Mit der Gemeinde Issum-Sevelen konnte ich einen Partner finden, der mich bei der Suche nach Sponsoren und der Durchführung des Laufes sehr behilflich war. Den Issumer Bürgermeister Gerd Kawaters musste ich aber erst davon überzeugen, daß ich die ca. 700 km in nur 7 Tage bewältigen wollte. Melanie van den Brand von der Gemeinde Issum kümmerte sich um den organisatorischen Bereich. Entlang der Laufstrecke wurden Hotels gefunden, in denen wir kostenlos übernachten konnten. Ein Wohnmobil wurde von der Firma "Freizeitstore Diepers" in Geldern kostenlos zur Verfügung gestellt, denn es galt die Kosten so gering wie möglich zu halten, um der Kinderkrebshilfe auch den Überschuss aus den Sponsorengeldern zu spenden. Für diese Aktion wurden 300 T-Shirts mit der Streckenführung verkauft, pro T-Shirt gingen 5 Euro an die Kinderkrebshilfe.

Team

Das Team

Da ich mir nicht zutraute, dieses Unternehmen alleine zu meistern begab ich mich auf die Suche nach einem Helferteam. Meine Ehefrau Magdalene (Maggie) war für meine Ernährung zuständig. Raymond Pijpers konnte ich als Physiotherapeuten gewinnen, er steuerte außerdem das Wohnmobil und suchte mit meiner Fahrradbegleitung Manfred Bermges immer den kürzesten Weg. Manfred Bermges ist ein erfahrener Läufer (u. a. Deutschlandquerung 1988), er stellte im Vorfeld ein umfangreiches Kartenmaterial zusammen, in dem jede Straße eingezeichnet die uns zum Ziel nach Sevelen in die Schweiz führte.

Die Vorbereitung

Natürlich erfordert so ein Mehrtagelauf eine entsprechende Vorbereitung. Die monatlichen Laufkilometer steigerte ich von 300 im Januar bis ca. 800km im August. Allein im Jahr 2003 lief ich 14 Marathons und zusätzlich noch 9 Ultra-Läufe als Vorbereitung. Dabei konnte ich meine Bestleistung über 24 Stunden mit 217,725km in Köln und meine Bestzeit mit 08:32:58 über 100km in Arnsberg verbessern. In den letzen 4 Monaten vor dem Start trainierte ich ca. 3000km.

ETAPPE 1: Sevelen-Bornheim, 28.09.2003, 113km

Endlich geht es los.
Wir trafen uns um 5.45 Uhr bei mir zu Hause. Wir, das sind Manfred Bermges, Raymond Pijpers und meine Familie. Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es um 6.15 Uhr zum Bürgerhaus in Sevelen. Dort versammelten sich ca. 150 Bürger, Bekannte und Lauffreunde zu meiner Verabschiedung, Die "CAJ'os grüßen Maggie und Paul" stand auf einem großen Transparent. Bürgermeister Gerd Kawaters ergriff um 06.45 Uhr das Mikrofon und begrüßte alle Anwesenden. Er bedankte sich für die bisher eingegangen Spenden, EXITUS Esters und die KAB Sevelen übergaben jeder noch einen Scheck für die Kinderkrebshilfe. Als Überraschung kündigte Gerd Kawaters ein Lied an, das von meinem Kegelclub "Volle Lutsche" unter Mitwirkung von Hans Schreurs in den Tonstudios von Michael Lackmann aufgenommen wurde. "Lauf Paul" singt Gregor Jansen auf dieser CD, für mich im Laufe der Woche immer wieder eine Motivation.

Endlich um 7.10 Uhr startete Gerd Kawaters den Partnerschaftslauf. Begleitet von Läufern des Lauftreffs Sevelen und den Lauffreunden Conny, Jutta und Peter ging es auf den weiten Weg nach Sevelen in die Schweiz. Jetzt war ich in meinem Element. Nachdem die Läufer vom Lauftreff nach 5 KM wieder zurück nach Sevelen liefen, Conny bei KM 21 die Heimreise antrat und Jutta und Peter sich an der A 52 bei KM 35 abholen ließen, war ich jetzt mit meinem Team allein auf der Straße. Seit 8.00 Uhr nahm ich abwechselnd Bananen und Cadion Powerriegel zu mir, im Laufe der Woche sollte ich ca. 60 Bananen und 50 Powerriegel verzehren. Als Getränke wechseln Apfelschorle, Cola mit Powergel und Tee ab, täglich spülte ich so 8-10 Liter durch meinen Körper. Nach einer ersten Massage um 10.15 Uhr folgte eine 2. um 14.10 bei Rommerskirchen mit gleichzeitiger Aufnahme einer Portion Nudeln. Den Kölner Dom erblickten wir um 16.41 Uhr, er war uns aus der Ferne lange ein Begleiter. Die letzten KM durch Hürth, Brühl bis Bornheim zogen sich endlos hin. Dazu setzte erstmals Regen ein, was das Laufen durch die Städte über Bürgersteige und Ampeln bei zunehmender Dunkelheit nicht einfach machte. Bornheim erreichten wir gegen 20.50 Uhr. Die erste Etappe war geschafft, ich fühlte mich noch einigermaßen frisch und nach Duschen und einer Massage auf dem Hotelflur machten wir uns im Wohnmobil gemütlich. Bei Pizza und Rotwein ließen wir den ersten Tag ausklingen.

ETAPPE 2: Bornheim-Kastellaun, 29.09.2003, 115km

Die Rhein-Mosel Etappe.
Ab Heute gab es ein morgendliches Ritual. 5.00 Uhr Wecken, 5.30 Uhr Frühstück mit Eiweisshake, 5.45 kleine Massage und um 6.00 Uhr ging es auf die neue Etappe. Um 5.55 traf Herr Stark vom Presseamt der Stadt Bornheim bei uns ein. Nach einem kurzen Interview und einigen Fotoaufnahmen lotste uns Herr Stark freundlicherweise durch Bornheim und Bonn bis zum Rhein. Am Rheinufer entlang lief es sich recht gut, so dass wir um 9.05 den Drachenfels passierten. Remagen mit den Resten der berühmten Brücke erreichten wir um 10.30 Uhr. Der Kaumechanismus , Banane-Powerriegel, Banane-Powerriegel lief wieder auf Hochtouren. Als nicht geplante Schwierigkeit stellte sich das Überqueren der Ahr heraus, viele Wege führten zur Ahr aber nur 2 Brücken führten über die Ahr. Um Sinzig herum verloren wir das Wohnmobil, weil wir nicht auf allen Straßen laufen konnten. Für meine Verpflegung war das kein Problem, weil Manfred Getränke, Bananen und Powerriegel für ca. 2 Stunden immer mitführte. Nachdem in Bad Breisig gegen 12.15 Uhr das Wohnmobil wieder zu uns stieß, verließen wir in Andernach Vater Rhein und liefen über Saffig, wo es eine kleine Mittagspause mit Massage und Nudeln gab, über Ochtendung Richtung Kobern Gondorf zur Mosel. Ein Interview mit dem Heimatsender "Antenne Niederrhein", was noch am gleichen Tag gesendet wurde, lockerte ein bisschen den eintönigen Tagesablauf auf. Entlang der Mosel ging es bis Löw, wo wir die Mosel überquerten. Manfred kam mit einem Fahrradfahrer ins Gespräch und erzählte von unserem Vorhaben und das wir noch bis Kastellaun müssten. Der Fahrradfahrer kannte die Gegend wie seine Westentasche und meinte, das ich noch ein hartes Stück Arbeit vor mir hätte. Wie Recht er hatte, bis Burgen ging es weiter entlang der Mosel und nun folgte ein steiler Anstieg hinauf nach Macken, der mich ganz schön fertig machte. Gegen 20.00 Uhr zeigte der KM-Zähler (GPS-Uhr) schon 104,6 KM und Kastellaun war noch in weiter Ferne. Auf der linken Straßenseite laufend (mit Leuchtweste, Blinklichtern und Fußreflektoren ausgestattet) musste ich oft entgegen kommenden Fahrzeugen ausweichen, das trug nicht dazu bei, das meine Stimmung besser wurde. Über Korweiler laufend erreichten wir gegen 21.30 Uhr das Hotel "Badische Kellerey" in Kastellaun. Statt geplanten 106,5 KM wurden es Heute 115 KM, was wohl viel mit dem Überqueren der Ahr zu tun hatte. Im Hotel wurden wir sehr freundlich empfangen, nach der Dusche und dem Abendessen beschäftigte sich Raymond durch Massage und Ultraschall mit meiner Muskulatur, Sehnen und Bändern. Wie schon nach dem ersten Tag bekam er mich für den nächsten Tag wieder toll hin.

ETAPPE 3: Kastellaun-Kaiserslautern, 30.09.2003, 100km

Der Pfälzer Wald.
Manfred hatte sich Abends im Hotel schlau gemacht, wie wir am besten aus Kastellaun heraus auf die Strecke kommen. Es war sehr kalt an diesem Morgen, Temperaturen unter 0 Grad ließen die Autoscheiben zu frieren. Nebel und Sonne wechselten sich auf der Strecke ab. Kondensstreifen der Flugzeuge konnten wir in zahlreichen Formen am blauen Himmel verfolgen. Wir überquerten die alte Bahntrasse der Hunsrück-Bahn, heute genutzt als "Schinderhannes-Radweg", über diesen Radweg führt der Hunsrück Marathon an dem ich bei der Premiere 2001 teilnahm. Ich erinnerte mich noch an die damaligen Temperaturen von 39 Grad. "Hast du irgendwo ein Zipperlein, geh zu Raymond nach Sevelen am Niederrhein", ich begann zu dichten. Raymond hatte es auch verdient, schon 3 Monate in der Vorbereitungsphase hatte er alle Wehwehchen beseitigt und auch jetzt leistete er hervorragende Arbeit. Nach ca. 24 Km passierten wir den kleinen Ort Dickenschied. Manfred und Raymond waren vorgefahren und hatten in einer Metzgerei nach dem richtigen Weg gefragt, dabei hatten sie wohl von unserem Vorhaben erzählt. Als ich vorbei kam standen alle Mitarbeiter der Metzgerei am Wegesrand und spendeten Beifall. Ich sollte noch zum Frühstück einkehren, aber ich zog es vor bei meinen Bananen und Powerriegel zu bleiben. Das nächste größere Ziel war die Kyffhäuserstadt Kirn und somit die Überquerung der Nahe. Um 13.15 Uhr erreichten wir Sien, ein Hinweisschild "Kaiserlautern 42 KM" ließ mich jubeln. Ich musste Manfred umarmen: "Heute nur 100 KM". Über Lauterneckern und 32 KM entlang der Lauter erreichten wir gegen 19.45 Uhr Kaiserlautern.

ETAPPE 4: Kaiserslautern-Etllingen, 01.10.2003, 110km

Chaos um Karlsruhe.
Um 05.30 kamen Manfred und Raymond schon von der Polizei zurück, sie hatten nach dem kürzesten Weg hinaus aus Kaiserlauten gefragt. Ich lief im Dunkeln auf der rechten Straßenseite, a bgeschirmt vom mit Warnblinkern fahrendem Wohnmobil. Nicht jeder Autofahrer war von dieser langsamen Fahrt begeistert, was viele durch Hupen und wilde Beschimpfungen zum Ausdruck brachten. Nach 1,5 Stunden übernahm Manfred mit dem Fahrrad meine Führung und es wurde ruhiger. Um 08.45 erreichten wir in 473 m Höhe das Johanniskreuz, seit alter Zeit Kreuzungspunkt wichtiger Straßen und zudem heute noch vieler Wanderwege. In der Mittagspause gegen 12.30 Uhr feiern wir ein kleines Bergfest. 378 Km hatte ich in den Beinen und gönnte mir eine Portion Spaghetti mit einem alkolfreiem Bier. In Klingenmünster an der Weinstraße fängt es leicht an zu regnen. Bisher konnten wir aber mit dem Wetter sehr zufrieden sein. Nach 11 Stunden Laufzeit hatte ich 80 Km abgespult und wir befanden uns kurz vor Wörth am Rhein. Hier noch schnell über die Rheinbrücke, kurz durch Karlsruhe und Ettlingen müsste bald erreicht sein. Denkste, wir brauchten noch fast 5 Stunden um das Hotel in Ettlingen zu erreichen . Die Lauferei durch Karlsruhe entwickelte sich zum großen Chaos, Handys ausgefallen, kein Kontakt mehr zum Wohnmobil, überqueren von x-Autobahnen und ein langer eintöniger Lauf entlang der Alp. Völlige Dunkelheit, links das Flüsschen Alp, rechts das Geräusch der Autos auf irgendeiner Autobahn oder Autostraße. "Wir müssen doch bald da sein", sagte ich x-mal zu Manfred. Gnadenlos ging es immer weiter der Alp entlang. Doch endlich war es soweit, wir verließen die Alp und nach 8 Km durch das Örtchen Rüppur hindurch und entlang von Schrebergärten erreichten wir gegen 21:45 unser Hotel in Ettlingen. Nach Dusche, Essen und Massage verlangten wir um 24.00 Uhr nur noch nach Schlaf. Heute war es hart, aber es sollte noch härter kommen.

ETAPPE 5: Ettlingen-Balingen, 02.10.2003, 112km

Der Schwarzwald.
Nach der Behandlung der ersten kleineren Wehwehchen durch Raymond ging es pünktlich um 6.oo Uhr wieder auf die Straße. Meine Erwartungen, das der Schwarzwald sehr bergig ist wurden bei weitem übertroffen. Es kam mir vor als wenn jedes Dorf seinen eigenen Berg hatte. War einmal der Gipfel erreicht ging es gleich wieder runter um nach dem nächsten Dorf gleich wieder rauf zu gehen. Trotzdem hatte ich nach 5,5 Stunden die Marathonmarke erreicht. Nachdem es in den letzten Tagen nicht mehr so warm war kam heute noch einmal richtig die Sonne zum Vorschein. Ehepaar Vester aus unserem Heimatort Sevelen standen in Ober-Jettingen an der Strecke, sie hatten es sich nicht nehmen lassen uns aus ihrem Urlaubsdomizil im Schwarzwald zu besuchen. Nach gut 80 Tageskilometern fragten wir einen älteren Mann , wie weit es noch bis Balingen ist. Als er uns zur Antwort gab, das es noch gut 30 Km sind, waren wir doch ein wenig überrascht und nahmen ihn nicht so ganz ernst. Ein Hinweisschild "Haigerloch 12 Km", ließ Manfred hochrechnen, das wir noch ca. 20 Km bis Balingen bräuchten. Bei einer leicht abfallenden Strecke fand ich noch einen schönen Schritt und als nach 15 Min. das nächste Verkehrsschild Haigerloch kam war ich der Überzeugung das ich ca. 2-3 Km zurückgelegt haben müsste. "Haigerloch 12 Km" stand auf dem Schild. Na ja, wer weiß wie hier gerechnet wurde. Wiederrum lief ich 15 Min. und als wieder das Schild "Haigerloch 12 Km" erschien, blieb ich auf der Straße stehen , als wenn ich vom Blitz getroffen wäre. Ich war für "0 Km" ca. 30 Minuten locker gelaufen. "Manfred hier will mich jemand verarschen, so komme ich doch nie in Balingen an". Die Stimmung war gereizt, es knisterte, aber hier zeigte sich, das wir als Team auch diese schwerste Hürde meisterten. Was sollte es, ich wollte Samstag in Sevelen ankommen und deshalb musste ich heute noch nach Balingen. Mit den Kräften fast am Ende lief ich, von meinem Team immer wieder aufgebaut, weiter. Nach einem gewaltigen Anstieg zum Örtchen Ostdorf hinauf konnten wir in der Ferne die Lichter von Balingen erkennen. Hier angekommen grüßten 2 leicht bekleidete Damen mit einem auffordernden "Hallooo", ich grüßte so gut es ging freundlich zurück. Um 22.45 Uhr im Hotel angekommen, mit den Kräften am Ende, konnte ich mir nicht vorstellen um 5.00 Uhr wieder aufzustehen und weitere 100 Km zu laufen. Der ältere Mann hatte Recht behalten, es waren noch über 30 Km. Nach der üblichen Prozedur schlief ich dann auf dem Massagebett gegen 00.30 Uhr ein.

ETAPPE 6: Balingen-Landschlacht/CH, 03.10.2003, 106km

Wo ist der Grenzübergang?
Die Nacht hatte nicht viel Schlaf gebracht, der Körper war zu sehr aufgewühlt und die Gelenke schmerzten. Zu allem Überfluss goss es auch noch in Strömen. In der Hoffnung, das der Regen etwas aufhören würde verbrachten wir die Zeit wartend im Wohnmobil. Um 06.20 wurde es mir zuviel, wir hatten ja wieder 100 Km vor uns. Mit einem großen Regenschirm ausgerüstet machte ich mich auf den Weg den 963 m hohen Lochenstein zu bezwingen. Da Heute der 3. Oktober war waren die Straßen nahezu leergefegt. Kurz vor Erreichen des höchsten Punktes hielt ein Auto neben mir und der junge Fahrer öffnete das Fenster und fragte freundlich: "Machen sie das hier freiwillig oder sollen wir sie mitnehmen". Ich bedankte mich für die Einladung, zog es aber vor meinen Weg per Fuß fortzusetzen. Einmal den höchsten Berg der gesamten Tour bezwungen ging es jetzt kilometerlang leicht bergab der Donau entgegen, die wir in Fridingen überquerten. Die ersten Hinweisschilder "Bodensee" zeigten uns, das wir unserem Ziel Schweiz immer näher kamen. Am Nachmittag gesellten sich unsere 4 Kinder zu uns, sie sollten uns die letzen 1½ Tage begleiten. Gegen 18.00 erreichten wir den Bodensee bei Markelfingen, nach Konstanz zur Grenze war es nicht mehr weit. Maggie und Raymond waren mit den Kindern vorgefahren. "Hinter der Brücke immer gerade aus" gaben sie uns per Handy durch. Diesen Rat befolgend fanden wir uns vor dem Autobahn-Grenzübergang wieder, der weder von Manfred noch von mir zu zu passieren war. Immer wieder fragend, durch etliche Seitenstraßen laufend, fanden wir dann endlich den Grenzübergang Kreuzlinger Str., wo wir freundlich von den Grenzbeamten empfangen wurden. Noch ca. 8 Km bis zum Etappenziel Landschlacht drückte noch mal meine Stimmung nach den Hochs Bodensee und Grenze. Abwechselnd gehend und laufend wurden wir gegen 21.45 vor dem Hotel Rotes Haus von Hansruedi Tinner und seiner Frau herzlich empfangen. Mit diesen Beiden verbindet uns eine lange Freundschaft im Zuge der gegenseitigen Besuche der beiden Partnergemeinden. Nach dem Duschen stattete uns der Bürgermeister der Gemeinde Kreuzlingen Fritz Zweifel noch einen Besuch ab, übergab ein Buch über die Gemeine mit Widmung und spendete spontan 200 Schweizer Franken für die KinderKrebshilfe. Radio Zürich schickte einen Reporter zum Interview, welches am Samstagnachmittag nach dem Zieleinlauf gesendet wurde. Massage gab es erst gegen 00.15 Uhr und Bettruhe fanden wir gegen 1.00.

ETAPPE 7: Landschlacht/CH-Sevelen/CH, 04.10.2003, 85km

Sevelen

Ich habe es geschafft.
Noch 85 Km sollten es bis Sevelen noch werden. Ich rechnete mir aus, das ich bei einem Lauftempo von ca. 7 Km/h gegen 18.00 Uhr in Sevelen ankommen müsste. Überpünktlich lief ich motiviert um 5.55 Uhr mit Regenschirm ausgerüstet los. In den ersten Stunden konnte ich das Lauftempo sogar noch erhöhen. Manfred und Raymond gaben wieder alles um immer den kürzesten Weg zu finden. Die Strecke entlang des Bodensees war einer der schönsten der gesamten Woche. In Margareten verließen wir den Bodensee und liefen entlang des Oberrheins. Zur linken Seite der Rhein dahinter Österreich und zur rechten Seite die Autobahn ging es noch ca. 40 Km immer geradeaus. Da das Wohnmobil nicht auf dem Rheindamm fahren konnte, waren Manfred und ich zeitweise auf uns alleine angewiesen. Die Monotonie der Laufstrecke ließ mich letztmalig in ein kleines Loch fallen. Die Ankunft in Sevelen war jetzt nicht mehr gefährdet, jedoch die Gehpausen wurden häufiger. Bei Km 60 trafen wir auch das Wohnmobil und unsere Kinder wieder. Außerdem standen zu meiner Überraschung Thomas Vester und Conny Görtz aus unserer Heimatgemeinde an der Laufstrecke. Thomas wollte mich ein wenig begleiten. Ich hatte nichts dagegen, wir liefen ruhigen Schrittes und erinnerten uns an den Münster-Marathon vor 6 Wochen. Dort hatte ich Thomas und 2 weitere Debütanten aus Sevelen zu ihrem ersten Marathon geführt. Das er sich in dieser netten Weise dafür bedankte werde ich ihm immer hoch anrechnen. Das Laufen viel mir immer leichter und jedes Mal wenn ich unsere Kinder sah musste das Lied "Paul lauf" lauter gespielt werden. In weiter Ferne sahen wir plötzlich eine Läuferschar, die uns entgegen kamen. Es waren Läufer und Radfahrer vom Lauftreff in Sevelen (CH) die uns in Buchs entgegen kamen und uns die letzten 7 Km begleiteten. Ein unglaubliches Glücksgefühl kam in mir hoch, bald hatte ich es geschafft, es konnte nicht mehr schief gehen, es waren ja nur noch 7 Km. Das Tempo wurde immer höher, Schmerzen in den Fuß- und Kniegelenken verschwanden. Noch 1 Km zeigte mir das Schild am Wegesrand, ich ließ mir die beiden Gemeindefahnen geben. Diese hochhaltend, die Kinder im Auto neben mir fahrend, die CD "Lauf Paul" auf volle Lautstärke wurde der letzte Km zu einem unvergesslichem Erlebnis. Die Pfeile mit den Endorphinen trafen meinen Körper. Noch ein paar Kurven und das Ziel mit dem ausgelegtem rotem Teppich war zu sehen. Hüpfend und springend erreichte ich den Zielstrich und konnte Gemeindepräsident Hans Leuener und Bürgermeister Gerd Kawaters die beiden Gemeindefahnen als Symbol der Partnerschaft übergeben. Wir lagen uns weinend in den Armen, Maggie unsere Kinder André, Anna-Lena, Marcel und Pascal und meine beiden Helfer Manfred und Raymond. Wir hatten es geschafft.

Als Anerkennung für diesen Lauf bekam ich vom Gemeindepräsidenten Hans Leuener eine große Kuhglocke mit Gravur überreicht. Ein Wappen der Gemeinde Issum hängt jetzt als Erinnerung in unserem Wohnzimmerfenster. Ein kleines Dorffest rundete den Abend ab. Ca. 150 Gäste hatten frei Trinken und Essen darunter ca. 30 Gäste aus der Gemeinde Issum, die dieses Ereignis zum Anlass nahmen, der Partnergemeinde in Sevelen einen offiziellen Besuch abzustatten.

In meinem bisherigem Läuferleben war dieser Lauf der Größte. Beim Münster-Marathon sah ich oft ein Schild mit dem Spruch: "Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt". Oft habe ich in dieser Woche daran gedacht. Ich bin stolz darauf, diesen Lauf geschafft zu haben, der Beziehung der Partnergemeinden Sevelen (CH) und Sevelen (D) einen Stempel aufgedrückt zu haben und der Deutschen KinderKrebshilfe durch diesen Lauf einen Betrag von insgesamt 28.047,85 Euro spenden zu können.

Paul Engels, November 2003

Alle Bilder vom Partnerschaftlauf findet Ihr in der Bilder-Section.

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